Location: Buchanan Downs Station
Mood: still good
Current time: 8.30am
So, nun bin ich tatsachlich schon eine Woche hier auf der Station und erfulle meine Aufgaben wohl recht gut. Ist auch nicht schwer, ich habe meinen personlichen Rhythmus gefunden und mich mit den Kerlen um mich herum arrangiert.
Um euch mal einen kleinen Einblick in meinen Tagesablauf zu geben...:
Um halb sieben klingelt mein Handy zartlich an meinem Ohr, die Sonne lugt ein wenig schuchtern uber den Rand der Baume und traut sich noch nicht so recht heraus, doch fur mich beginnt damit der Tag. Nach der Katzenwasche gibt es den ersten Kaffee des Tages, Muesli zum Anfeuern der Maschinen und das Radio (wird uber den Fernseher empfangen) wird angeschaltet. Lionel und Gary kommen aus ihren Lochern gekrochen, was bedeutet, dass Lionel vom Haus ruber kommt und nachdrucklich gegen Garys Tur klopft, einen Wecker besitzt die Schlafmutze nicht. Beim Fruhstuck werden die Aufgaben des Tages besprochen, hauptsachlich unter den Mannern, denn ich habe meine eigenen Aufgaben hier ums Haus herum.
Wahrend mein Kaffe noch ein wenig abkuhlt gehe ich zum Haus ruber und mache Fruhstuck fur die Kalber. Das bedeutet, den Milchcontainer mit den Gummizitzen auswaschen, die Schussel mit Pellets auffullen und die Milch anmixen mit warmen Wasser und Milchpulver. Die Zwerge sind noch etwas schuchtern Menschen gegenuber, aber eines davon ist schon mutig genug mich uber den Haufen zu rennen wenn ich mit dem gelben Milcheimer komme. Respektlose Jugend...
Nachdem die Mauler gestopft sind schmeisse ich den Sprinkler am Haus an und gehe zuruck, um meinen Kaffee zu geniessen. Die Jungs sind zu dem Zeitpunkt meist schon auf dem Weg oder gerade am Aufbrechen. Ich habe keine Eile, meine wenigen taglichen Sachen zu erledigen. Meistens mache ich den Abwasch vom Morgen und dem Abend davor (wobei das Geschirr schon gespuhlt wurde, ich muss es nur noch wegraumen) zuerst, wische alle Tische und Arbeitsplatten ab, raume ein wenig auf und fege den Raum aus. Dabei schifte ich die Sprinkler am Haus und hier bei den Quarters regelmassig um. Um den Morgen zu fullen und zumindest beschaftigt zu tun wird das Regal ausgewischt, nebenbei ein paar Feinde (ich habe den Spinnen offiziell den Krieg erklart, mein Kriegsbeil ist das Insektenspray) gekillt und "herumgepuzzelt".
In letzter Zeit nimmt Gary mich immer ofter mit hinaus, um die Tranken und Pumpen zu kontrollieren. Er meinte zwar, er wolle mich nur mal aus dem Haus heraus holen, damit ich auch mal was anderes sehe, aber ich denke, seine Grunde sind eher egoistischer Natur. Wird er namlich erstmal warm redet der Kerl wie ein Wasserfall, da kommt man kaum mit. Ich weiss mittlerweile so gut uber ihn Bescheid, dass ich das Gefuhl habe, ihn seit ein paar Jahren zu kennen. Bis hin zu seinen Babygeschichten haben wir schon alles durch, was es so aus einem Leben zu berichten gbt, dass nur ein Jahr alter ist als meins. Und abgesehen von der Gesellschaft ist es auch noch ausserst praktisch, nicht selbst jedesmal aus dem Sitz zu rutschen, wenn es ein Gatter zu offnen gibt. Dafur hat man dann einen Beifahrer. Aber mir machen diese kleinen Touren auch Spass und ich brauche die Orientierung, falls mich mal jemand nach "Lion's" schickt, um ein Wasserloch zu kontrollieren oder ich in "Gordons Paddock" die Pumpe anschmeissen muss. Und wenn man nichts um sich herum hat ausser mittlegrossen Baumen, Rindern und halbhohem Grass kann es bisweilen schwer sein, sich an eine Richtung zu erinnern oder das richtige Paddock mit der richtigen Pumpe zu finden. Aber ich werde besser.
Zum Lunch finden wir uns wieder hier ein, eine langere Pause uberbruckt die Mittagshitze ganz gut, erst gegen drei Uhr komt man wieder in Gang und ich habe angefangen, die Erdhaufen von den frisch gepflanzten Mangobaumen wegzuschauffeln und mit der Erde die Locher und Unebenheiten im Rasen aufzufullen. Am Nachmittag schaffe ich drei oder vier Erdhaufen, dann ist es ca. funf Uhr und ich "light the donkey". Bevor nun jeder ins Grubeln kommt und mich die Tierschutzbehorde aufsucht, erklare ich das besser etwas. Der "Donkey" ist eine Wassertonne, unter der Feuer gemacht wird fur heisses Duschwasser. Eine halbe Stunde spater schnappe ich mir den "Chuckbucket" (Eimer mit Essensabfallen fur die Huhner) und geleite meine schwarz gefiederten, momentan etwas faulen Huhner und den Gockel zuruck in den Stall, nachdem ich die Viecher um Mittag herum rausgelassen habe. Lionel nennt die Huhner nur noch "Kay's Fanclub", weil sie mir begeistert nachrennen, wenn ich sie uber den Hof fuhre, dabei "Kooooomm, chuckchuckchuck, koooomm!" rufe und mit dem Eimer wedele. Muss wahrscheinlich wirklich ein witziges Bild abgeben.
Wenn das Wasser dann heiss ist gehe ich duschen, futtere die Kalber wieder und fange an, das Essen vorzubereiten. Bis es dann fertig ist ist es bereits sieben Uhr und bis halb neun sitzen wir noch zusammen und quatschen.
Mit dem Essen machen werde ich immer besser, allerdings habe ich mal einen Witz daruber gemacht, dass die Jungs schoen nett zu mir sein sollen, ansonsten kann es mal passieren, dass ich ein wenig Rattengift unter ihre Kartoffeln mixe. Seit dem schien es mir, habe ich Lionel ofters am Herd gesehen, bevor ich uberhaupt die Chance hatte, den Kochloeffel zu schwingen. Es ist also nicht ganz so eingefahren, jeder hier macht von jedem was.
Und ich LIEBE die Regel, dass der Koch nicht abwaschen muss! (Btw, Margret, ich bin nicht mit der Idee gekommen, das aben die Jungs ganz allein festgelegt. Vielleicht bequatscht du deine Jungs fur eine kleine Regelanderung ja doch nochmal :) )
Tja, so sieht hier also mein Tag mehr oder weniger aus. An dieser Stelle mal einen fetten dicken Knutsch fur die ganzen Rezeptre, mal schauen, was ich davon umsetzen kann mit meinen gegeben Mitteln hier. Ist definitiv ein Arbeiten nach dem Maximalprinzip. Das bestmogliche aus gegebenen Mittel herausholen...
Ich habe ubrigends die Moglichkeit, funfeinhalb Tage zu arbeiten und eineinhalb Tage frei zu machen oder elf Tage zu arbeiten und drei Tage frei zu machen. Doch da ich schon einen ganzen Tag mit dem Bus unterwegs bin nach Darwin und auch wieder zuruck kommen muss, ist das zu viel Aufwand fur die kurze Zeit. Also werde ich ersteinmal weiter arbeiten und dann vielleicht mal eine Woche frei nehmen, um nach Darwin zu fahren und den Kakadu NP zu erkunden.
Was die Pferde angeht: Ich habe sie schon in den Paddocks gesehen, doch da es Antheas (Die Besitzerin der Station) Pferde sind und sie mich noch nicht kennt, kann ich nicht mal einfach so eines schnappen und einen kleinen Ritt machen. Lionel kann nicht reiten, also muss ich mich gedulden, bis Anthea mal kommt und ich sie bequatschen kann, mit mir auszureiten. Die hauptsachliche Cattlearbeit ist schon vorbei, also werden die Pferde momentan auch nicht fur die Arbeit benotigt. Ich denke, dass ich hin und wieder mal die Chance haben werde, auf einen Gaul zu kommen, doch das wird nicht so oft sein. Aber naturlich berichte ich dann sofort.
Abgesehen davon habe ich aber auch genug damit zu tun, die hiesige Naturwelt zu erkunden. Mumifizierte Waranleichen faszinieren mich genauso wie das bleiche Gerippe von Rindern und Gary und ich haben Spass darin gefunden, mit den Schadeln in der Hand uns Shakespearezitate um die Ohren zu hauen und theaytralische Szenen nachzustellen. Ihr glaubt gar nicht, wie lustig das ist. Gestern habe ich einen kleinen Skorpion entdeckt bei dem Holz, womit ich das Feuer futtere. Ich war vollkommen verloren fur eine halbe Stunde, weil ich das kleine Kerlchen mit einem Stock gereizt habe. Das Spiel liess mich ein wenig meine Aufgaben vergessen und ich musste spontan auflachen, als ich mich daran erinnert habe, wie ich Kafer beobachtet habe auf dem Weg zur Schule und Omi halb wahnsinnig damit gemacht habe. Es hat sich nicht viel geandert, nur dass ich nun mehr von Skorpionen und Schlangen fasziniert bin als von Kafern. *lach*
Eine Schlange habe ich ubrigends noch nicht von sooo nahem gesehen, nur aus dem Auto heraus an dem Abend, als Lionel mich von Dunmarra abgeholt hat. Und einen lebendigen Waran im Vorbeifahren, doch als wir zuruck kamen hatte er schon das Weite gesucht (ob mein Ruf als begeisterte Hobbynaturforscherin mir voraus eilt?!).
Naja, ich habe jedenfalls noch so einiges vor mir.
Habe ich irgendwelche nachgefragten Details vergessen...? Ich weiss nicht, wenn ja, entschuldige ich mich und erwahne sie das nachste Mal. Nun schleppt mich Gary wieder mit raus, um irgendwas mit ihm zu reparieren. Bis spater also.
Roter Staub in meinem Kaffee |