Location: Perth
Mood: well, can't complain
Current time: 7.10pm
Heilige Scheisse, da hat sich ja aber jemand ganz schon verschatzt... Kannste mal sehen, Matthias, drei Monate hier und NICHT MAL IM TRAUM DENK ICH DARAN, ZURUCK ZU KOMMEN!!!!!
So, dass musste mal gesagt werden. Tja, es sind nun tatsachlich exakt 3 Monate, die ich schon hier unten rumkrebsel. Seit ehrlich, kam euch doch gar nicht so lang vor, oder? ;)
Leider habe ich in der Zeit noch nicht so viel gesehen und gemacht, wie ich es mir erst ausgemalt hatte, doch im Nachhinein ist das gar nicht mal schlimm. Ich kann nicht gerade uber Langeweile oder wenig Erfahrungen meckern, im Gegenteil. Und der spannende Teil kommt ausserdem auch erst noch, Sommer hat hier ja gerade erst angefangen (wie komisch das klingt so kurz vor Weihnachten.)
Eure Kommis haben mich auch wieder mal sehr zum Lachen gebracht, danke fur die 1000... Kusse, Paulchen, wenn auch nicht gerade freiwillig heraus geruckt, wa?
Und wer sich hier uber zu wenig Neuigkeiten beschwert, der soll selbst einen Blog einrichten und was interessantes schreiben, liebe Leut. Ist ja keine Tageszeitschrift hier.
Ich habe Jeff die Bilder vom Schnee gezeigt, Adli. Er war uberwaltigt und meinte, er hatte noch nie Schnee live gesehen. Wie denn das ware, da drin zu laufen, bekommt man nasse Fusse? Ist das weich oder eher hart?
Wisst ihr, in Deutschland aufgewachsen zu sein ist villeicht doch nicht so schlecht, ich weiss zumindest, was sowohl Schnee, Hitze oder Dauerregen bedeutet. Uber Jeffs Ahnungslosigkeit war ich ziemlich verwundert, aber - naja, irgendwie ja auch verstandlich. Tobi ist jetzt ubrigends meine personliche Winterfee, okay? :)
Und Link, ich geb dir nen guten Tip: versuch die Winterkleidung nicht auf dem gerudischen Markt zu finden... ziemlich zwecklos, ich habe schon fur dich nachgeschaut. Vllt hat Ruto ja noch was aus der Zeit im Keller, als die Quelle eingefroren war...
Nun aber mal zu ernsthaften *hust* Dingen.
Mittlerweile fahre ich schon wie die ganz Grossen allein Auto, zumindest soweit, wie sich Bus&Bahn nicht lohnt. Mit Jeff zu fahren auf dem Beifahrersitz macht mich ehrlich gesagt mittlerweile wahnsinnig, er ist einer von diesen Beifahrern, die standig kritisieren und einem auf dem Schoss springen, wenn die Kurve mal etwas eng war. Das macht mich unsicherer und ich bau erst Recht scheisse. Ich bin dazu ubergegangen, die Zeit zu nutzen wenn er nicht da ist zum Auto fahren oder ihn einfach fahren zu lassen. Allein komme ich allerdings sehr gut klar, kurve auf gigantischen Parkplatzen herum im Shopping Center und mit der Orientierung klappt's auch ganz redlich.
Am Samstag hatte ich einen furchterlichen Tag, weil eine Freundin von Jeff am Freitagabend angekommen ist und sie sassen die ganze Nacht auf der Veranda, ich hatte nicht eine Stunde richtigen Schlaf, dementsprechend war meine Stimmung am Morgen. Nicht dass dies schon alles war, als ich das Licht angemacht habe, grinst mich eine Kakerlake von der Grosse meiner Handflache (und das ist verdammt nochmal NICHT ubertrieben!) an der gegenuberliegenden Wand meines Zimmers an. Ich bin ja wirklich nicht zimperlich und mit Kakerlaken habe ich eigentlich kein grosses Problem, solange sie nicht uber mich krabbeln, aber das war im wahrsten Sinne des Wortes etwas sehr fett. Ich habe sie mit Insektenspray betaubt und dann den Rest des Tages im Joghurtbecher (die grossen 1 Kg) gefangen gehalten, weil ich zur Arbeit musste. Irgendwann habe ich die halbtote Riesenkakerlake dann in der Tonne entsorgt. Man wachst mit seinen Aufgaben, Herpis habe ich vor Ekel zum Gluck nicht bekommen.
Am Sonntag waren Wayne (nun weiss ich endlich, wie er geschrieben wird, er spricht sich aber wie Wine) und ich in Pinjarra beim Rennen. Das war fur mich mal eine neue Erfahrung, endlich mal raus zu kommen aus Ascot, auch wenn dieser Rennplatz (abgesehen von dem Track, der ist ungefahr gleich) von der Grosse ein Witz war. So was wie der Dorfracecourse. Aber es war gemutlich und ubersichtlich. Wayne und ich haben zu Hause zwei unserer Pferde im Truck verladen (ist sowas hier wie ein Pferdetaxi, jeder ohne eigenen Trailer schickt seine Pferde mit dem Truck) und sind dann selbst die ca. 1,5 Stunden in Waynes Auto voraus gefahren.
Ich habe aber nicht nur die beiden Pferde gestrappt, sondern danach kamen dann noch zweri von und und danach noch zwei von Julie (Wallys Freundin), die ich auch gestrappt habe. Mit Wayne allein kam ich sehr gut klar, er kann richtig lustig sein, wie ich es noch gar nicht so erlebt habe (siehe Bild mit der Strumpfhose). Und wir haben uns auch ziemlich gut unterhalten, was ich bisher immer ein wenig schwierig fand aufgrund seines genuschelten Slangs. Allem in allem waren wir ungefahr 8,5 Stunden dort und ich war verdammt alle, als ich nach Hause kam. Man stellt es sich einfach vor, die Pferde da eben fertig zu machen, uber einen Platz zu fuhren, dann zu einem anderen Platz wo die Jockeys aufsitzen und nach dem Rennen die Pferde einfach wieder zu versorgen. Aber es ist knochenarbeit, besonders wenn man so keline Mistviecher dabei hat, die einem das Leben mit Ziehen und Bocken schwer machen. Aber es war okay, ich habe den Trip ziemlich genossen und auf dem Weg auch australische Landschaft gesehen (inklusive einem Schild "Serpentine Nationalpark", ich bin zumindest schonmal vorbei gefahren an einem :)
Wally ist am Montag morgen irgendwo hin geflogen und kommt erst morgen zuruck, uber die Woche hatten wir morgends ein anderes Madel (wobei sie glaube ich schon eher als Frau einzustufen ist, scheint schon ein Gor zu haben) als Hilfe. Ich war erst ein wenig skeptisch, aber sie scheint schon vorher mal ausgeholfen zu haben und weiss ganz gut Bescheid. Demnach macht das Arbeiten keinen grossen Unterschied, auch wenn ich froh bin, meine "Jungs" ;P wieder im Stall zu haben. Ist schon ne dufte Truppe, Bernie bringt mir jeden Tag CDs mit, die ich mir auf die Festplatte ziehen kann. Erst waren es klassische Alben von Tschaikowski (ich sag ja, du musst ihn kennen lernen, Mami :) & Co., nun habe ich den Soundtrack von Forrest Gump hier liegen. Es ist einfach genial, mit ihnen zu arbeiten. Die Sarah, bei der ich das erste Mal gearbeitet hatte, als ich hier angekommen bin, sucht ne Stablehand und Mick hat mich im Aiuftrag gefragt, ob ich nicht zu den kommen will. Nein, ganz sicher nicht, konnt ihr vergessen!
Am Montag ging es dann gleich weiter, ich konnte mir keinen Vormittagsschlaf gonnen, denn in Belmont auf dem Track waren Trials angesagt. Das sind Rennen ohne Geld, bedeutet junge Pferde bekommen die Atmosphare und den Ablauf von einem Rennen mit, doch es geht um nichts, es muss keiner gewinnen, es wird kein Pferd getriezt wenn es nicht will und die Jockeys laufen in ihren Trainingshosen rum.
Fur mich bedeutete es mal wieder einen neuen Track zu sehen und ne Menge Kraft, denn anders als bei den normalen Rennen hatten wir hier nun die Babys am Start, die mich den letzten Nerv gekostet haben. Aber es war okay, wenn auch zwischendurch etwas langweilig, weil wir eine Stunde auf die nachsten Pferde vom Truck warten mussten und irgendwann kann man einfach keinen Kaffee mehr trinken. Etwas Gutes hatte der Tag aber noch: ich war zum Mittag zu Hause und hatte den Nachmittag off, also habe ich gleich meine Fremantle-Madels angerufen und wir haben uns in Perth getroffen. Nach einem leckeren Lunch beim Vietnamesen bummelten wir ein bissl und haben dabei eine Auststellung von dem Projekt "Die Welt von oben" gefunden an der Art Gallery. Die Aufnahmen waren wirklich gigantisch und Sophie und ich haben uns nicht mehr eingekriegt, wahrend Amelie und Anki ein wenig desinteressiert auf den Stufen sassen und gewartet haben, bis unser Kunsthunger gestillt war. Ich mochte aber nochmal dorthin gehen und dann einen closer look in der Art Gallery riskieren.
Danach sind wir dann nach Fremantle, einkaufen und zu den Madels nach Haus, um uns einen Film reinzuziehen (die anderen waren mude). Zu dem Film sind wie aber nicht gekommen, denn Paul kam gerade zuruck, er war in Deutschland und hat dort die Familien von Sophie, Anki und Amelie kennen gelernt. Die Mamas haben naturlich kraftig fur die Kinder eingepackt (ja, auch in anderen Familien wird angenommen, dass es in DU keine Unterhosen gibt, ich habe mich totgelacht...) und damit hatten wir noch einen lustigen Abend.
Sophie hat mich nach Hause gefahren und wir haben uns in meinem Zimmer festgequatscht, bis sie sich um elf dann selbst rausgeschmissen hat. Wer zahlen kann weiss nun, dass ich noch 4 Std zu schlafen hatte... es war also mal wieder ein schlafarmer Tag/ eine schlafarme Nacht. Aber dafur habe ich das Gesprach sehr genossen, nach langem habe ich mal wieder intensiv uber Gedanken und Gefuhle mit jemandem reden konnen, was sich ja auf englisch dann doch noch immer etwas schwierig gestaltet.
Dienstag habe ich den Schlaf fleissig nachgeholt. Jeff ist mit Tyron wieder weggefahren in den Bush, zum Crossbikle fahren, campen, fischen und reiten, eben alles was man so gerne macht. Ich habe mich ein wenig geargert, das erste Mal, dass ich arbeiten muss und nicht einfach ein oder zwei Tage blau machen kann. Ich habe echt was verpasst, die Jungs hatten mich gern mitgenommen. Meine Prioritaten liegen momentan woanders und ich habe nunmal einen Job im Moment, wo ich dass nicht einfach machen kann. Ansonsten hatte ich mich wahrscheinlich gern zwei Tage krank gemeldet, aber hier tue ich jedem damit weh, denn gerade in der morgendlichen Arbeit ist keiner entbehrlich (und wie haben ja schon Ersatz fur Wally). Vllt bekomme ich ja nochmal die Gelegenheit, mit Jeff campen zu gehen. Wer weiss.
Nun, nachdem ich heute endlich den Termin beim Doc hatte und er mich als letzten "Patienten" am Abend noch gecheckt hat, habe ich finally meine Clearance fur die Trackworklicence bekommen (und nebenbei $85 bezahlt >.<) und muss nun als nachstes das Interview organisieren. Morgen habe ich den Nachmittag frei, da werde ich mich mal zum Turfclub bewegen und so schnell wie moglich den Kram erledigen. Aber ich bin schonmal soooo erleichtert, dass ich den Scheiss hinter mir habe. Nicht, weil ich nicht mit einem "Fit for work" gerechnet habe, sondern weil es so lange gedauert hat und es so oft nicht geklappt hat.
So, nun isses schon halb neun und ich muss heia machen.
Man sieht sich, bis denne.
Pinjarra & Stuff |