Dienstag, 29. April 2008

Nachtgespräch.

Ich zünde mir eine neue Zigarette an, sehe zu, wie der Rauch in kleinen Wirbeln in den Nachthimmel steigt.
Kaylen setzt sich neben mich auf die Brüstung, stößt mich sanft mit der Schulter an. Was ist los, warum weinst du? Zärtlich wischt er meine Tränen von der Wange, sein Blick spiegelt leichte Besorgnis wider. Du solltest glücklich sein, nicht weinen.
Ich weiß, doch darf ich nicht auch ein wenig trauern? Meine Klappe war so groß gewesen, ich wäre ersteinmal froh, wäre die ganze Schulscheiße vorbei. Doch nun weine ich, denn irgendwie trauere ich auch. Heute, ab heute ist es vorbei, weißt du. Es hat immerhin fünfzehn Jahre meines Lebens ausgemacht, es gab immer ein Morgen, es gab immer wieder das wiederkehrende Ritual, auf das ich mich verlassen konnte. Eine Konstante in meinem Leben, deren Wichtigkeit mir nun langsam erst bewusst wird.
Kaylen schaut mich an, ich bin nicht sicher, ob er mich verstehen kann. Doch er schweigt nur, wie immer ist er mein Kummerkasten und hilft mir genau so, wie ich es brauche. Er nimmt mir die Zigarette aus der Hand, führt sie an seine eigenen Lippen.
Du weißt ja selbst, dass ich von den Schulkameraden nie viel Wert auf nähere Freundschaft oder Anerkennung gelegt habe und die erzwungene Zusammenarbeit war eines meiner größten Schwierigkeiten. Darum trauere ich nicht. Ich habe mein eigenes Leben. Auch für die meisten Lehrer würde ich nicht eine Träne vergießen, geschweige denn für die Unterrichtsfächer. Dennoch. Die Schule formt einen Menschen. Hätte ich meine Liebe zu der Sprache in diesem Maße entdeckt und ausgelebt, hätte nicht Link mir den Stoß und meine Deutschlehrer die Form gegeben? Ich denke nicht.
Er lächelt, ein wenig sarkastisch, wie ich finde. Stimmt, und wir hätten uns wahrscheinlich nie in dieser Form unterhalten wie jetzt. Sein Blick verweilt auf meinem Gesicht, er beugt sich zu einem flüchtigen Kuss hinunter. Doch dafür ist nicht der richtige Platz und er spürt es.
Du hast Recht. Ich lächle nun auch wieder und zünde mir eine neue Zigarette an.
Ich weiß ja eigentlich, was nun auf mich zukommen wird. Ich habe Pläne. Doch sie sind so erschreckend anders als alles, was ich bisher erlebt habe. Ich möchte damit nicht sagen, dass Australien mich ängstigt, im Gegenteil, ich bekomme jeden Tag mehr Fernweh. Doch es ist dieses Neue, wovor ich auch ein wenig Angst verspüre und es wäre falsch und arrogant, dies zu leugnen. Ich weine, weil ich etwas hinter mir lasse, was im allgemeinem Rückblick vielleicht doch nicht so schlecht war. Ich weine, weil ich meine Kindheit hinter mir lasse, Kaylen. Ich habe nun entgültig kein Recht mehr auf diesen Teil meines Lebens, das ja erst noch vor mir zu liegen scheint, zurück zu greifen. Außer in meinen Erinnerungen, außer durch dich. Du wirst es für mich bewahren, ja?
Statt einer Antwort, die eh überflüssig gewesen wäre, legt er einen Arm um meine Schultern und zieht mich dicht zu sich heran. Ich verliere auf dem schmalen Holzgeländer der Terassenbrüstung zwar fast mein Gleichgewicht, doch seine Wärme und sein Geruch lassen meinen Kopf an seine Halsbeuge sinken. Ich weine lautlos, in kürzester Zeit ist der Baumwollstoff seines Hemdes naß. Er hält mich nur, und ich komme wieder zu Kräften. Ich werde die Kraft brauchen für alles, was mich nun erwartet. In der Welt der Erwachsenen, die mich zutiefst ängstigt.

Sonntag, 27. April 2008

Fünf vor zwölf

Was lange währt wird gut. Hab zwar lange nix gepostet, doch wenn man mit dem Abitur beschäftigt ist wird jeder Fitzel Kreativität weggelutscht von Textanalysen, Englischvokabeln und BWL-Formeln...
So langsam kann man wohl schon sagen, steht der Endspurt bevor. Und ich bin verdammt glücklich darüber.
Montag steht die mündliche Prüfung noch an, dann ist alles OVER! ... naja, bis man feststellt, dass es doch nicht gereicht hat und seinen Arsch nur retten kann, indem man sich einer quälenden, sadistischen Prüfung stellt, in der man geradezu auseinander genommen wird. Doch das kann erst in eineinhalb Monaten passieren, bis dahin ist im Kopf viel Stoff, nur kein Schulstoff mehr. Also kann man sich die Mühe eigentlich von vorne herein schon schenken und den nicht bestanden Abschluss schlucken oder auch nicht. Aber gehen wir mal nicht vom schlimmsten Fall aus...
Gestern kamen meine Eltern vom Baliurlaub zurück und haben viel erzählt und ich habe mir so manche Story scheinbar echt entgehen lassen. Aber was tut man nicht alles für seine Bildung, man verzichtet sogar auf einen Traumurlaub... -.- (als ob ich eine Wahl gehabt hätte als zweieinhalb Wochen hier allein zu Hause zu sitzen und beim schönsten Frühlingswetter zu büffeln...).
Aber die Berichte machten mir den Mund so richtig wässrig und der Gedanke an das Jahr Australien wird immer mehr present in meinem Kopf. So viele Szenarien, Momente und Erlebnisse spielen sich schon in meinen Gedanken ab, doch so richtig habe ich dennoch kein Bild von dem, was mich dort erwartet. Es fühlt sich eher an wie ein weit entfernter Traum, eine fixe Idee, die man vllt "irgend wann mal" realisierbar macht. Doch nein, ich werde es tatsächlich tun, und zwar schon bald. Das gibt mir Kraft für die Monate, die ich noch darauf warten muss...

Freitag, 4. April 2008

Ist er ein Heiliger?
Ist er ein Ausgewählter?
Warum folgt ihr ihm dann?

Massaker im Namen der Rache.
Willkürlich morden für ein Ideal.
Geifernd wie ein Drache.
Die Realität ist nur noch surreal.

Sein Pfad sei gerade und rechtens.
Er führe nur zu neuer Ordnung.
Ihr werdet sicher sein nun,
solange ihr nur gehorcht.




Sie juchzen und klatschen
Sie lachen und weinen
Sie trauern und hassen.

Massaker im Namen der Rache.
Willkürlich morden für ein Ideal.
Geifernd wie ein Drache.
Die Realität ist nur noch surreal.

Tausend Söhne und Töchter
Kehren nie zurück.
Sterben auf fremder Erde
Und die Perversion wird noch geehrt.




Die Frage brennt so tief in mir
Und jeder denkt schreiend genauso
Warum kann es nicht enden?

Massaker im Namen der Rache.
Willkürlich morden für ein Ideal.
Geifernd wie ein Drache.
Die Realität ist nur noch surreal.

Sie kämpfen im Namen ihres Gottes.
Sie ehren sich den Tod als Tugend.
Sind nicht besser mit Fanatismus
Als zu kämpfen im Namen der Rache.




Listen when the prophet
Speaks to you
Killing in the name of God

Massaker im Namen der Rache.
Willkürlich morden für ein Ideal.
Geifernd wie ein Drache.
Die Realität ist nur noch surreal.



___________________________________ von K. Carne

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